Aus dem Herzen Deutschlands

Erzählungen und Textcollagen

von        1997

 

Painting ©reated by Knut Kargel


Zu diesem Buch
Sprache und Schreiben sind mir Wegbegleiter seit jeher. Sprache als eines unserer Werk-zeuge, mit denen wir töten oder Türen öffnen. Schreiben als eine besondere Form der Annäherung an das, was Realität genannt wird.
Als ich vor Jahren erlebte, wie die Muttersprache in mir erstarb, machte ich mich auf in den Süden. Wie ein greises Kind habe ich in der neuen Sprache, ihrem Klang und ihren Bildern die Welt neu entdeckt. Und mich in ihr.
Ich konnte wieder schreiben. Jetzt in spanischer Sprache.
Ángel Caffarena in Málaga hat in seiner Reihe „Cuadernos de David“ meinen ersten Gedichtband „Rosas y Azafrán“ veröffentlicht.
Jetzt lebe und arbeite ich seit einigen Jahren im Landschulheim am Solling. Dort habe ich diese Erzählungen geschrieben. Vor allem Johanna, Dorota, Svenja, Nora und mein Kollege Reinhard Pietsch haben mich immer wieder gefragt, wann ich veröffentliche.
Das Buch liegt nun vor.
A. W.


Simultan: 4 Verse zum V. Akt

Assemblage/Multiple ©reated by Maurizio Baccanti

Vers 1: aus dem Tagebuch des Che Guevara

„ ... Nun, sollt einem Sinn ich mich ergeben,
Dann wäre mit der Weisheit Schluß:
Zahlte Erobertes verdientes Leben,
Folgt Unfreiheit der Todesschuß.“



Vers 2: aus dem Tagebuch der Kleopatra

„ ... Vielleicht von Sinnen, will mich ergeben
Allein dem Liebsten, Kuß um Kuß:
Das Leben freit vom Tod geweihtes Leben,
Erträumt, was noch geträumt sein muß.“



Vers 3: aus der Feldpost des toten Soldaten

„ ... Du spürst den Sinn nicht? Willst ihn erleben?
So frei mich Liebster, küß den Kuß:
Von Küssen prall ein tätlich Leben,
Das Amen erst, wenn´s kommen muß.“



Vers 4: in Gedanken an Eugen Drewermann

„ ... Nein! Einen Sinn kann ich nicht geben.
Das sei der Weisheit letzter Schluß:
Verschenk die Liebe und das täglich Brot im Leben,
Geschehen soll, was kommen muß.“


* Goethe, Johann Wolfgang, Faust der Tragödie zweiter Teil, Reclam Universal – Bibliothek:
„ .. Ja! Diesem Sinne bin ich ganz ergeben,
Das ist der Weisheit letzter Schluß:
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der täglich sie erobern muß.“

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